Klimaschutz in Asperg
Klimaschutz in Asperg

Klimaschutz in Asperg

Warum sich Klimaschutzmanager:innen auszahlen

– Zu Besuch bei Alexander Greschik, Klimaschutzmanager in Asperg –

Warum Klimaschutz wichtig ist, lokal gedacht werden muss und Kommunen aktiv werden müssen, haben wir in den vorherigen Blogartikeln argumentiert. Aber wie sind die Verantwortlichkeiten im kommunalen Klimaschutz aufgeteilt? Wer erstellt Maßnahmenkataloge und hilft bei der Implementierung? Wer managet den Klimaschutz in einer Kommune?

Dazu durften wir Alexander Greschik, Klimaschutzmanager aus Asperg, interviewen. Beim Spaziergang durch Asperg und auf die Festung Hohenasperg erklärt er mir, was Asperg aktuell für den Klimaschutz und die Anpassung an das Klima tut, welche Herausforderungen es gibt und welche Aufgaben ein:e Klimaschutzmanager:in hat.

Während wir vom Rathaus in Richtung Festung laufen, zeigt Alexander Greschik mir Niedrigenergiehäuser, die mindestens 50% der Energie für die Gebäudeheizung aus Solarthermie gewinnen, sog. Sonnenhäuser. Dazu Photovoltaikanlagen, Dachbegrünungen, einen sozialen Fahrradladen, Aspergs Bioladen und die Plakate der Aktion Stadtradeln.

In Asperg werden ca. 50% der Emissionen durch den Verkehr verursacht

Alexander Greschik

Als wir die Ampel überqueren, meint Greschik: „Die Ampelzeiten sind für Fußgänger optimiert, jetzt muss man nicht mehr ganz so lange warten.“ In Asperg werden ca. 50% der Emissionen durch den Verkehr verursacht.

Neben der Mobilität stellen Energie- und Wärmewende die größten Herausforderungen dar. Um diese anzugehen, arbeitet der Klimaschutzmanager am Asperger Energie- und Klimakonzept.
Dazu sagt er: „Wir setzen schon jetzt Dinge aus dem Konzept um – noch während ich es schreibe. Für die Umsetzung bräuchten Sie eigentlich jemanden für die Mobilität, jemanden für die Sanierungen und eine Person, die alles koordiniert – also mindestens drei Stellen.“ Es gibt also viel zu tun – aber Greschik sieht auch die Erfolge: „Es tut sich was. Und das ist auch messbar.”

Wir orientieren uns an der Klimaneutralität, doch die 1,5°C-Grenze ist völlig utopisch. Wir haben in Baden-Württemberg einen Temperaturanstieg von 1,4 °C erreicht.

Alexander Greschik

Dabei orientiert er sich am Ziel der Klimaneutralität – und das so schnell wie möglich. Die 1,5°C-Begrenzung sieht er dabei kritisch: „Wir orientieren uns an der Klimaneutralität, doch die 1,5°C-Grenze ist völlig utopisch. Wir haben in Baden-Württemberg einen Temperaturanstieg um 1,4°C erreicht. Lokal kann das außerdem schlecht berechnet werden – es ist ein globales Thema. Die Zielrichtung der Klimaneutralität bedeutet in Asperg, dass die Menschen ihre Gebäude dämmen, effizient mit Energie umgehen und möglichst viel regenerative Energie einsetzen. An der ein oder anderen Stelle vielleicht auch Suffizienz walten lassen, sprich den Energieverbrauch reduzieren und Material einsparen.”

Asperg macht sich zum Ziel, höchstens eine Tonne CO2 pro Person und Jahr auszustoßen, anstatt der durchschnittlich mehr als 11 Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf in Deutschland.

Um das zu erreichen, setzt Asperg bei individuellen Maßnahmen wie dem Konsumverhalten an, aber auch bei gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise bei der Mobilität oder der Energieversorgung.

Die Emissionen lägen dann innerhalb der planetaren Grenzen, die uns zur Verfügung stehen. Aber wie sieht die Akzeptanz für solche Maßnahmen und Vorstellungen in der Bevölkerung aus? Was sagen die Bürger:innen und Unternehmer:innen aus Asperg dazu?

Die Unternehmen in Asperg haben die Lage verstanden. Hier erhalte ich sehr guten Zuspruch. Und auch die Menschen haben es begriffen. Gegenwind erlebe ich eigentlich nur beim Automobil.

Alexander Greschik

„Es gibt enorme Bandbreiten. Die Unternehmen in Asperg haben die Lage verstanden, schon etwas unternommen und sind ganz gut unterwegs – bis auf diejenigen, die quasi davon leben, dass sie CO2 emittieren. Hier erhalte ich sehr guten Zuspruch. Und auch die Menschen haben es begriffen. So richtigen Gegenwind erlebt man eigentlich nur beim Thema Automobil. Das liebste Kind des Deutschen ist nun einmal das Auto.“

In Sachen Klimaschutz müssen wir schneller werden, dürfen aber die Leute nicht verlieren. Klimaschutz muss auch Freude machen.

Alexander Greschik

Menschen in Asperg noch mehr vom Klimaschutz zu überzeugen, gehört zu Alexander Greschiks größten Aufgaben: „In Sachen Klimaschutz müssen wir schneller werden, dürfen aber die Leute unterwegs nicht verlieren. Die Menschen müssen auch Freude am Klimaschutz finden. Das hängt auch immer ein Stück weit mit Geld zusammen. Und zum Klimaschutz gehört auch eine gewisse Verhaltensveränderung. Das müssen die Menschen mitmachen wollen. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu informieren, dass sie durch Klimaschutz auch ihr eigenes Leben besser gestalten.”

Greschik möchte das Bewusstsein für die Relevanz der Klimakrise in Asperg stärken. Er macht deutlich, dass es dringend ist: „Es ist schon ein sehr schmaler Grat: Der Klimawandel und die Veränderungen kommen viel schneller als ursprünglich gedacht.”

Während wir vom Hohenasperg auf die Straßen der Stadt herunterschauen, erklärt er, weshalb ein professionelles Klimaschutzmanagement nötig ist: „Wir beobachten Starkregen und Starkhagel, sogar Tornados. Unser Mikroklima ist gefährlich und wird zunehmend gefährlicher. Der Klimawandel ist eben reine Physik: Wenn mehr CO2 in der Luft vorhanden ist, wird die Luft immer wärmer. Die wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn sich das dann abregnet, geht es sozusagen erst richtig los. Und je wärmer es ist, desto stärker sind auch die Winde, die auf uns treffen.”

Gehen wir einmal von 5 bis 6°C mehr aus, dann haben wir auch in Asperg im Sommer mal 50°C.

Alexander Greschik

Aus seiner Sicht muss das ganze Stadtbild grüner und mit mehr Bewässerungsmöglichkeiten ausgestattet werden. „Gehen wir einmal von 5 bis 6°C mehr aus, dann haben wir auch in Asperg im Sommer mal 50°C. Wenn Sie da keine Vorkehrungen schaffen, werden viele Leute diese Hitze nicht überleben.“

Das Gute: Wir können etwas tun. Das Asperger Energie- und Klimaschutzkonzept enthält viele Maßnahmen, die auch von anderen Gemeinden übernommen werden können. Greschik zufolge unterscheiden sich die Maßnahmen nicht wesentlich – und auch Asperg orientiert sich an Konzepten anderer Kommunen.

Eine weitere gute Nachricht für den Klimaschutz auf kommunaler Ebene: Die Schaffung von Stellen für Klimaschutzmanager:innen wird gefördert. „Beantragt eine Kommune einen Sanierungsmanager, bekommt sie mittlerweile 75% Förderung, zusätzlich gibt es 20% für Sachkosten. Die Herausforderung besteht dabei darin, einen Sanierungsmanager zu finden, der die entsprechenden Quartiere in der Kommune betreuen kann. Denn während ein Klimaschutzmanager für das ganze Stadtgebiet zuständig ist, ist der Verantwortungsbereich eines Sanierungsmanagers etwas begrenzter“. Im Fall von Alexander Greschik bedeutet das, dass ein Großteil der Aufgaben im Sanierungsmanagement liegen, nur etwa 20% im Klimaschutz.

„Und dafür müssen die Kommunen nicht viel Geld in die Hand nehmen.“ Greschik erzählt auch, dass die Zusammenarbeit mit anderen Klimaschutzmanager:innen und Kommunen gut funktioniert: „Es ist ein schönes Miteinander: Alle arbeiten zusammen und tauschen sich regelmäßig aus, koordiniert durch das Landratsamt, unterstützt durch die Ludwigsburger Energie-Agentur (LEA). Die Landkreise und auch die Kommunen sind bei der Vernetzung relativ weit. Niemand hat Hemmnisse, Informationen mit anderen zu teilen“. Natürlich ist Greschik bereit, auch mit der Stadt Sachsenheim und unserer Initiative Sachsenheim wird klimaneutral bis 2035 zusammenzuarbeiten.

Aber warum lohnt es sich, jetzt zu handeln?

“Es lohnt sich finanziell für die Stadt, so schnell wie möglich zu handeln”, betont Greschik und macht Beispiele: „Durch das Klimaschutzmanagement kann man relativ viel Fördergeld bekommen. Allein für die Straßenbeleuchtung habe ich 210.000€ eingeworben. Für ein anderes Projekt, das noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist, sind wir bei 250.000€. Dieses Geld hätten wir ohne das Klimaschutzmanagement nicht bekommen.“

Fragen Sie einfach mal vor Ort nach, wie Ihre Kommune das Klimaschutzgesetz umsetzt.

Alexander Greschik

Außerdem: „Die entscheidende Frage ist: Wollen Sie als Stadt oder als Gemeinde in ein paar Jahren noch existieren oder nicht? Die meisten denken, wir kommen da schon irgendwie drumherum und das alles nicht so schlimm wird – aber dass es schlimm werden wird, sehen wir heute schon“, so Greschik. „Ein katastrophaler Sommer, die Hitzeglocke in den USA, Waldbrände in Griechenland, Überschwemmungen in China, Deutschland, Belgien – wie viel braucht es denn noch? Es sind schließlich auch Leute zu Schaden gekommen. Ich wollte das nicht jeden Sommer. In Frankreich sind so viele Menschen gestorben, dass es inzwischen Hitzebeauftragte gibt. Insgesamt ist der Klimaschutz eine Riesen-Aufgabe, bei der es auch um die Zukunft der eigenen Kommunen geht. Daher müssen diese jetzt handeln. Und sie haben auch gewisse Verpflichtungen nach dem Klimaschutzgesetz. Fragen Sie einfach mal vor Ort nach, wie diese Verpflichtungen in Ihrer Kommune umgesetzt werden.“

Weitere Informationen über den Klimaschutz in Asperg findest du hier.