CO2-Kompensation – taugt das?
CO2-Kompensation – taugt das?

CO2-Kompensation – taugt das?

Wir alle kennen es: Nach der Buchung eines Flugs haben wir die Option, das durch den Flug entstandene CO2 zu kompensieren. Was aber genau ist das und wie funktioniert es?

Wir bereits im Blog Wege zur Klimaneutralität beschrieben, gibt es drei Möglichkeiten, weniger CO2 auszustoßen:

  • Effizienz: Mit der gleichen Menge CO2 mehr vom gewünschten Ergebnis erreichen, z.B. indem herkömmliche Leuchtmittel durch LEDs ersetzt werden.
  • Substitution: Bestehendes durch Neues ersetzen, z.B. Öko-Strom nutzen statt Strom aus Kohlekraftwerken.
  • Suffizienz: Eine neue Lebensqualität entdecken, z.B. weniger Fleisch essen und in die persönliche Gesundheit investieren.

Dennoch wird es immer Bereiche geben, in denen sich CO2 gar nicht oder nur unter allergrößten Anstrengungen vermeiden lässt. Hier kommt die Kompensation ins Spiel.
Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie genial: Das an einer Stelle ausgestoßene CO2 wird an anderer Stelle wieder eingespart.
Für das Klima macht das erst mal keinen Unterschied: Entscheidend ist hier lediglich, wie viel CO2 insgesamt in die Atmosphäre geht.

Wie funktioniert Kompensation?

Wenn du das CO2 deines Flugs kompensierst, kaufst du typischerweise ein Zertifikat. Es bestätigt dir, dass durch ein Klimaschutzprojekt eine bestimmte Menge CO2 vermieden oder wieder aus der Luft entfernt wird.

Häufig handelt es sich dabei um Projekte in anderen Teilen der Erde, weil die Einsparung von CO2 dort kostengünstiger ist – die Effekte der Globalisierung werden also ausgenutzt.
Verbreitete Projekte zur Kompensation sind:

  • Der Auf- oder Ausbau erneuerbarer Energien, beispielsweise durch die Installation von Photovoltaik-Anlagen, Windrädern oder Biogasanlagen.
  • Projekte zur Energieeffizienz in Entwicklungsländern. Beispielsweise bekommen Privathaushalte elektrische Öfen, die das Heizen und Kochen mit offenem Feuer ersetzen sollen.
  • Aufforstung durch das Pflanzen neuer Bäume.
  • Maßnahmen im Bereich Abfall- und Abwassermanagement, die verhindern, dass klimaschädliche Gase entweichen.

Das ist doch super, oder?

Kritisch zu bewerten ist, dass bei vielen Projekten die vermiedene CO2-Menge nicht exakt berechnet werden kann. Sei es, weil es sehr schwierig ist, festzustellen, wie viel CO2 ein Wald aus der Atmosphäre entfernt – je nach Zustand und Jahreszeit kann ein Wald sogar CO2 produzieren. Oder weil sich durch Elektroherde das Nutzungsverhalten ändern kann, beispielsweise indem doppelt so häufig gekocht wird wie vorher. Das wird auch als Rebound-Effekt bezeichnet.
Bei einigen Projekten ist sogar unklar, ob sie überhaupt CO2 einsparen.

Zudem ist häufig nicht klar, ob das Klimaschutzprojekt tatsächlich „zusätzliches“ CO2 einspart oder ob es sich um Maßnahmen handelt, die ohnehin geplant und an anderer Stelle bereits eingerechnet sind – z.B. in der CO2-Bilanz eines Landes.

Manche Maßnahmen sind zwar gut fürs Klima, deshalb aber noch lange nicht nachhaltig. Wird beispielsweise ein Wald in Monokultur gepflanzt, so bindet er zwar einige Jahre CO2, schadet jedoch der Artenvielfalt und ist anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall.

Aus diesen Gründen ist es wichtig, bei der Kompensation auf die Qualität der Projekte zu achten. Hierfür gibt es verschiedene Standards, zum Beispiel den Clean Development Mechanism (CDM), den Verified Carbon Standard (VCS) oder den Gold Standard – der weltweit strengste Zertifizierungsstandard.
Diese Standards stellen sicher, dass die Kompensations-Projekte einige wichtige Kriterien erfüllen: die Projekte sind klimaschützend, zusätzlich, nachhaltig und sozial verträglich.

Du suchst nach den besten Klimaschutzprojekten?

Stiftung Warentest hat 2018 sechs Anbieter zur freiwilligen CO2-Kompensation getestet (Artikel kostet 1€): Atmosfair, Primaklima, Klima-Kollekte, Myclimate, Arktik und die KlimaManufaktur. Dabei standen die Qualität der Projekte sowie die Transparenz der Organisation im Mittelpunkt. Der größte Anbieter Atmosfair wurde zum Testsieger gekürt.

Wusstest du schon, dass du dein kompensiertes CO2 als Spende von der Steuer absetzen kannst?

Fazit: Kompensation ja, aber nur, wo unbedingt erforderlich

  • CO2-Kompensation ist eine Möglichkeit, nicht vermeidbares CO2 an anderer Stelle wieder einzusparen. Das hilft dem Klima.
  • Viele Projekte sind durchaus kritisch zu betrachten – weil durch die Globalisierung bedingte soziale Unterschiede ausgenutzt werden oder weil sich das tatsächlich eingesparte CO2 nicht seriös berechnen lässt.

Willst du dem Klima etwas Gutes tun, solltest du in erster Linie versuchen, so viel CO2 zu vermeiden wie möglich. Unser Blogbeitrag “Wie verkleinere ich meinen CO2-Fußabdruck?” gibt dir Tipps dazu. Hier findest du auch Online-CO2-Rechner, mit denen du deinen persönlichen CO2-Fußabdruck berechnen kannst.
Nur die wirklich unvermeidbaren Emissionen solltest du kompensieren und dabei darauf achten, dass die entsprechenden Projekte mit dem Gold Standard zertifiziert sind.

CO2-Kompensation in Sachsenheim

Auch für die Klimaneutralität Sachsenheims bis 2035 sehen wir Maßnahmen zur CO2-Kompensation vor. Allerdings fordern wir, dass es sich hierbei um lokale Projekte handelt, die Sachsenheim oder seiner direkten Umgebung zugutekommen. Und natürlich müssen sie auf das absolut notwendige Maß reduziert werden.
Infrage kommen beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien, die Wiedervernässung ausgetrockneter Moore oder Projekte zur Aufforstung.